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- Manu & Mario

Auswirkungen von Burnout auf Schüler:innen

Arbeitsbelastungen der Pädagog:innen haben einen nicht zu verachtenden Einfluss auf die Leistung der Schüler:innen. Bei hohen Belastungen bis zu Burnout sinkt der schulische Outcome, weshalb das gesundheitliche Wohl der Pädagog:innen in schulpsychologischer Arbeit fokussiert werden sollte.

Teaserbild - Burnout und Schüler:innenleistung

In einer Studie von Tikkanen und Kollegen (2021) wird untersucht, ob das Wohlbefinden bzw. das fehlende Wohlbefinden von Lehrer:innen sich auf die Lernenden überträgt. Die Lernenden berichten von gleicher sozialer Unterstützung durch die Lehrkraft und fühlen sich nach eigenen Aussagen gut. Trotzdem äußern sie sich zynischer im Gruppenkontext.

Dönges berichtet in Spektrum der Wissenschaft bereits 2016, dass ein Zusammenhang zwischen Burnout der Lehrenden und dem körperlichen Stress der Schüler:innen besteht, der über den Cortisolgehalt im Blut gemessen wurde.

Zudem berichtet auch bereits 2016 die DAK auf news4teachers von einem direkten gemessenen Zusammenhang zwischen Gesundheit der Pädagog:innen und der der Schüler:innen.

Aus der Zusammenschau dieser Ergebnisse ergibt sich auch, dass ein sich selbst verstärkender Kreislauf ergibt. Belastungen der Pädagog:innen führen zu mehr Stress und Verhaltensauffälligkeiten innerhalb der Klassen, was wiederum Stress und Belastungen vergrößert. (siehe dazu weiterführend Dönges und Kollegen (2016))

Die Auswirkungen von Stress legt nahe, dass sich Lerninhalte weniger festigen können und damit ein wichtiges schulisches Ziel zu wanken beginnt.

Aus diesem Grund scheint es mehr als angemessen, eine zeitgemäße schulpsychologische Unterstützung von Schulen auf die Gesundheit der Pädagog:innen zu fokussieren (dazu auch DAK). Daraus ergibt sich eine effektive Unterstützung für die Lernenden, die das reale systemische Problemfeld in ein humanistisch, unterstützendes und systemisches Beratungsangebot überführt.

Ansätze für Psycholog:innen im Bildungsbereich

Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Lehrkräfte steht im direkten Zusammenhang mit der Leistung und Gesundheit der Lernenden. Es ist demnach nur folgerichtig sich auf die Erwachsenen im Bildungssystem mit schulpsychologischer Arbeit zu fokussieren. Dabei sind mögliche schulische Ebenen auf denen schulpsychologische Arbeit effektiv und an wissenschaftlichen Erkenntnissen angesiedelt ist, die der Lehrer:innen, auf Führungsebene die Schulleitungen, pädagogische Teams und die Schulgemeinschaft als solche.

Lehrer:innen

Bessere Beziehungen zu Schüler:innen bauen diejenigen Lehrer:innen besser auf, deren Unterricht von Spontanität und einer selbstsicheren Körpersprache zusammenhängen. Positive Rückmeldungen zur eigenen Tätigkeit fördert gesundheitliches Wohlbefinden und die Fähigkeit belastende Situationen besser zu verarbeiten. Dieses Feedback wird durch positive Beziehungen gefördert. (vgl. hepi (2021)). Gesundheitsförderliche Beziehungen zu reflektieren und zu fokussieren wäre demnach eine hilfreiche und folgerichtige Möglichkeit die Gesundheit der Lehrenden und damit auch die bessere Kompetenzbildung der Schüler:innen zu fokussieren. Mit dem Manual zum Freiburger Lehrer:innencoaching wird eine Möglichkeit bereitgestellt, die es Schulpsycholog:innen erlaubt ein strukturiertes Angebot für Pädagog:innen zu unterbreiten.

Das salutogene Paradigma beschreibt, dass der Fokus auf gesundheitsförderlichen Bedingungen liegen sollte. hepi (2021) (S. 11) schreibt dazu:

Um die Gesundheit von Lehrkräften zu stärken, ist es also wichtig, gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen (wieder-)herzustellen und Belastungen durch konstruktive und tragfähige Beziehungen und Kooperationen zu reduzieren.

Zwar wird dies individuell im Freiburger Lehrercoaching reflektiert, doch ist Lehrer:innengesundheit auch Schulentwicklung und kein individueller Bewältigungsprozess, weshalb die gegebenen Verhältnisse im Gesamten unter die Lupe genommen werden sollten (hepi (2021)). Die Änderung der Interventionsebene scheint deshalb ebenfalls eine angemessene Beratungsstrategie - hin zu Führungskräften, Gruppen und der Schulgemeinschaft.

Schulleiter:innen

Ein salutogener Führungsstil ist eine wichtige Aufgabe für Führungskräfte, also auch der Schulleiter:innen, um der Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden nachzukommen (vgl. hepi (2021), S.62 ff. & Schulamt Ostthüringen (2020) Newsletter 5).

Reflexion des eigenen Führungsverhaltens hat für Führungskräfte dabei hohe Wichtigkeit. Sei es die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit, der Sozialen Unterstützung und Teamgeist, Dialogkultur und Handlungsspielräumen, der Machbarkeit von Aufgaben und vorhandenen Lernangeboten, den gesunden Regeln und Angeboten oder der Klarheit, Transparenz und Informationspolitik - Das Führungshandeln bestimmt über Zufriedenheit und die Gesundheit der Mitarbeitenden.

Diese Fragen im Führungskräfte-Coaching zu bearbeiten liegt im Arbeitsfeld der Schulpsychologie. Sie können dabei beraterisch unterstützt werden, reflektierend und lösungssuchend gesundheitsförderliche Führung, zu gestalten.

Würde ich gern Mitarbeiter:in unter meiner Führung sein? Würde ich unter meiner Führung lange und gesund arbeiten?

Pädagog:innengruppen und -Teams

Teamsupervision, Supervision in Fachgruppen, Reflexion der Arbeitsbelastungen, sowie Coachings oder gesundheitsbezogene Fortbildungen und Trainings können ebenfalls durch Psycholog:innen durchgeführt werden. Die Bandbreite der Unterstützungsmöglichkeiten ist groß. Sprechen Sie mit Ihren zuständigen Psycholog:innen um die Möglichkeiten für Ihre Teams und Gruppen zu klären.. Die Arbeit mit Ihnen als Pädagog:innen ist ein großer Faktor für erfolgreiche Schullaufbahnen Ihrer Schüler:innen.

Schulgemeinschaft

Sowohl das Arbeits- als auch das Lehr- und Lernumfeld müssen als mitgestaltbar und konstruktiv wahrgenommen werden. Deshalb ist es unabdingbar, dass bei Entwicklungsprozessen der Schule die Schulgemeinschaft einbezogen wird. Die schulischen Akteure, wie bspw. Pädagog:innen, Eltern und Schüler:innen, aber auch alle anderen Mitarbeitenden einzubeziehen, verleiht Ihnen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und verändert bereits die Wahrnehmung von Belastungen. (vgl. hepi (2021))

Aus der veränderten und differenzierteren Wahrnehmung ergeben sich konstruktivere Verhaltensweisen, wodurch wiederum bessere Beziehungen entstehen (vgl. hepi (2021), S. 20). Der von Dönges und Kollegen (2016)) berichtete Kreislauf könnte sich nun für den Stress und die Lernleistung der Schüler:innen ebenfalls einstellen - nur im umgekehrten Sinn in Richtung positiverer Entwicklungen.

Die Schulpsychologie kann für die Schulen sowohl eine Begleitung von Steuer- oder Projektgruppen anbieten, aber auch vorbereitend die Führungskräfte auf eine Organisationsentwicklung mit der Schulgemeinschaft unterstützen. Ob es sich um Moderation, Coaching, Lösungsorientierte Beratung oder andere Beratungsformen handelt, müssen Sie bei Ihrer Anfrage an den Schulpsychologischen Dienst nicht wissen. Das entscheidet im Vorgespräch und der gemeinsamen Auftragsklärung die Psycholog:in - vielleicht sogar ohne "das Medikament" für eine gesunde Schule direkt zu benennen.

Zusammenfassung und tldr;

Um Schüler:innen positiv im schulischen Kontext zu fördern, ist es nicht nötig diese als Psycholog:in direkt zu fokussieren. Vielmehr legen die vorliegenden Ergebnisse nahe, dass die Gesundheit der Pädagog:innen in den Mittelpunkt zu rücken effektiv ist, um die Kompetenzen der Lernenden zu fördern.

Das psychische und körperliche Wohlbefinden liegt jedoch nicht ausschließlich im individuellen Einflussbereich. Deshalb sind die Rahmenbedingungen gesundheitsförderlicher Schule ebenso auf der Ebene der Schulleitungen, Teams und der Schulgemeinschaft zu suchen.

Berater:innenausbildungen in Supervision und Coaching sollten die Kompetenzen der Schulpsycholog:innen erweitern. Zudem gibt es Leitfäden und Programme, die für die schulpsychologische Tätigkeit relevant sind.

Ebenfalls auf Ebene der Schulbehörden und Bildungsministerien sollte Salutogenese im Bildungsbereich auf der Tagesordnung sein und sich in Einstellungen widerspiegeln, doch liegt dies oftmals nicht im Einflussbereich schulpsychologischer Arbeit und benötigt deshalb starke Arbeit der Berufsverbände und Gewerkschaften.

Literatur & Material