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Herausforderndes Verhalten von Schüler:innen bringt Pädagog:innen regelmäßig an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit. Oftmals wird die Intervention als geeignete Maßnahme betrachtet. Doch gerade in der Draufsicht auf Umgebungsvariablen und das eigene Handeln ist das Fundament der erfolgreichen Arbeit sichtbar.

Der Artikel geht kurz auf Anregungen für Handlungsoptionen ein, die Pädagoginnen in der Gestaltung des Kontextes bedenken könnten.

Umgang mit herausforderndem Verhalten

Förderschwerpunk Emotionale und Soziale Entwicklung

Der Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung stellt Pädagog:innen oftmals vor besondere Herausforderungen. Verhaltensauffälligkeiten die nach außen gerichtet sind, sind an der Tagesordnung. Die Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland bemerkt in ihren Empfehlungen (Alternativlink), dass die Förderung der Schüler:innen unter anderem auf Empfindungswahrnehmung, Selbststeuerung, Reflexion und erlernen sozial angemessener Verhaltensweisen ausgerichtet sind.

Auffälligem Verhalten wird oftmals durch Interventionen begegnet, die direkt auf das Verhalten ausgerichtet sind. Doch dies übergeht einen wichtigen ersten Schritt, der als Prävention angesehen werden kann, aber auch erst den Rahmen schafft, das Soziale Lernen zu ermöglichen und positiven Einfluss auf das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu nehmen.

Die Handreichung für den gemeinsamen Unterricht des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) weißt darauf hin, dass problematisches Verhalten keinesfalls schüler:innenimmanant ist, sondern in einem systemischen Kontext eingebetten in sozialen Zusammenhängen auftritt. Als Voraussetzung und interventionsbegleitend wird auch hier der Kontext in dem das Verhalten auftritt als fundamentale Gelingensbedingung identifiziert. In einem gestuften Modell werden folgende Schritte vorgeschlagen:

  1. Kontext: Umgestaltung des Kontextes
  2. Bezugsgruppe: (Wieder-)Herstellung der Passung zwischen der als verhaltensauffällig beschriebenen Schüler:in und ihrer Bezugsgruppe
  3. Schüler:in: Intensive Arbeit mit der Schüler:in an der Änderung ihres Verhaltens

Zum Kontext werden sowohl Umgebungsvariablen gezählt, aber auch das eigene pädagogische Handeln hinterfragt. Sowohl bei der Analyse, als auch der Reflexion können schulpsychologische Kompetenzen hinzugezogen werden, die Schulen beispielsweise durch Moderation oder Supervision begleiten.

Die Leitlinien des Bundeslandes Thüringen schlagen 12 Handlungsoptionen für den Kontext vor:

  1. Etablierung einer Schulkultur mit Pausenregelungen, welche Schüler:innen sowie Pädagog:innen die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse nach Nahrung, Bewegung, Körperhygiene, offener Kommunikation ermöglicht
  2. Angebote an Spiel- und Handlungsmöglichkeiten in der Pausenzeit
  3. Gewährleistung einer für die Etablierung von Vertrauen und nachhaltiger pädagogischer Arbeit notwendigen Stabilität von Beziehungen mit einer überschaubaren Anzahl an Bezugspersonen sowohl für Schüler:innen als auch für Lehrkräfte
  4. Etablierung einer intensiven Elternarbeit
  5. Gestaltung eines hochwertigen, schüler:innenzentrierten Unterrichts mit Leistungserwartungen
  6. Gestaltung eines regen Schul- und Klassenlebens
  7. Anerkennung des anderen als grundlegende Haltung
  8. Kenntnisse und Einsatz verhaltensmodifikatorischen Wissens und Könnens
  9. pädagogisch-professionelle Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen
  10. Nutzen der Beratungslehrer:innen als Ressource
  11. Nutzen der bereits an zahlreichen Schulen etablierten Streitschlichter:innen als Ressource
  12. Aufbau von Netzwerken, beispielsweise Nutzen des schulpsychologischen Dienstes, der Fachberater:innen, Kontakte zu externen Partnern wie Jugendhilfe etc.

Innerhalb der Leitlinien werden in Anlage 2 diese Handlungsoptionen konkretisiert und können als Anregung zum Weiterdenken angesehen werden.

Für begleitend reflektierende und zukunftsorientierte Bearbeitung des Themas Begegnung von Verhaltensauffälligkeiten in Ihrem Kollegium, können Sie den Schulpsychologischen Dienst ansprechen. Nutzen Sie Ihre Potenziale und hinterfragen Sie Bedingungen und Ihr Handeln.

KMK (2000) Empfehlungen zum Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (pdf)

KMK (2000) Empfehlungen zum Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (pdf, Alternativlink)

TMBJS (2018) Leitlinien für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung (pdf)

TMBJS (2018) Leitlinien für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung (pdf, Alternativlink)

TMBJS (2022) Handreichung für den gemeinsamen Unterricht (pdf)

TMBJS (2022) Handreichung für den gemeinsamen Unterricht (pdf, Alternativlink)