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- Mario

Rezension - Beratung: Reflexivität als Profession

Seel, H.-J. (2014). Beratung: Reflexivität als Profession. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 269 S.; 29,99€

Ein visionäres Konzept zur Professionalisierung

Dr. Hans-Jürgen Seel ist Psychologe und war Professor an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der TH Nürnberg. Er betrieb Grundlagenforschung über Beratung und sammelte Erfahrungen in diversen beraterischen Praxisfeldern. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DGfB), setzt er sich früher, wie heute für eine Professionalisierung der Beratung ein.

Mit dem Werk Beratung: Reflexivität als Profession setzt er seinen aktiven Einsatz fort und schafft damit (s)eine schulenbergreifende Vision, die professionell und an Qualität orientiert ist. Beratung nimmt in der modernen Gesellschaft eine zentrale Rolle ein, in der reflexive Anforderung der Klienten und Klientensysteme unverkennbar sind. Seel beginnt mit diesen Anforderungen an Beratung und einer begrifflichen Verankerung. Um der aktuellen, vielfältigen Landschaft zu begegnen und davon zu profitieren benötige es eine Plattform zum Diskurs und kritischen Austausch mit einer gemeinsamen Wissensbasis. Einen Ausschnitt einer möglichen Grundlagenbasis wird mit Akteuren der Beratung, Symbolisierung und deren Praktiken vorgestellt und beleuchtet, im letzten Teil Wissenschaft und Wissensmanagement in den Fokus gerückt. Es ergibt sich eine kritische Perspektive und damit eine individuelle Verantwortung der Beratenden an die eigene Professionalisierung, die Seel mit einer institutionalisierten Instanz anreichert um einerseits zu unterstützen, andererseits jedoch auch die Selbstreflexion aufrecht zu erhalten - individuell und als Profession.

Zusammengefasst bedeutet das, dass Seels Vision sowohl Selbstthematisierung, Wissensbasis, als auch institutionalisiertes Wissensmanagement beinhaltet. Diese Verbeiterung der Diskursbasis widerspricht dem Trend wissenschaftlicher Nischenuntersuchungen und versucht stetig größere Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten zu finden. Gerahmt wird dies mit fach- und verfahrensunabhängigen Konzeptvorschlägen.

Diese philosophisch suchende Grundhaltung regt an, auf und ab. Somit wird der Lesende in diesem verständlichen Werk in Reflexivität eingeführt und wird direkt auf eine fragende Reise mitgenommen, die mindestens die eigene Arbeit bereichert. Jeder, der sich direkt oder indirekt mit Beratung beschäftigt hat in diesem Werk einen Schatz vor sich. Von daher schwanke ich gern zwischen klarer Empfehlung und Pflichtlektüre.

Seel-BeratungReflexivitaetAlsProferssion-Cover

Diese Rezension ist zuerst in der Zeitschrift "Kontext" erschienen, der Fach- und Verbandzeitschrift der DGSF